Schneefrei...

...oder was hier abgeht, wenn ein Blizzard kommt...

Montag: Bei allen Kollegen ist bereits eine gewisse Nervosität zu spüren, da auf Mittwoch hin ein Schneesturm angekündigt wurde. Es wird erzählt, dass die Leute im Walmart schon total hektisch ihre Einkaufswägen füllen. Hm, ich überschlage schnell die Lebensmittel, die so in Kühlschrank, Gefriertruhe und Vorratsschrank vor sich hin warten. OK, keine Panik, das reicht mindestens für zwei Wochen. Und so zweieinhalb 300g Tafeln Milka Noisette sind auch noch da. Also nochmal zwei Tage drauf...

Dienstag: Die Nervosität schlägt so langsam aber sicher in Panik um. Anstatt mit „How are you?“ werde ich mit „Have you heard already? We are closing tomorrow!“ begrüßt. Aha. Firmenschließung. So so. Wegen ein bisschen Schnee?
Um halb neun erreicht mich die erste Email. Keine erste Schicht morgen. Um zehn die nächste Email. Gar keine Schicht morgen. Um eins die nächste Email. Spätschicht heute fällt aus und alle Mitarbeiter werden gebeten, um drei die Firma zu verlassen, um noch sicher nach Hause zu kommen. Prima! Früher Feierabend! Und morgen Home Office! Prächtig!  Laughing
fahrt_120Heimwärts habe ich dann statt der üblichen 45min ca. eine halbe Stunde länger gebraucht. Es war zwar kein besonderer Spaß auf der Interstate zu fahren, aber so schlimm wie alle taten, war es dann auch nicht.  Ein paar Schneeverwehungen hier und da, kein wirkliches Glatteis. Das einzige was wirklich stört, ist der starke Wind (und die panischen Autofahrer…), der den Schnee immer wieder so aufwirbelt, dass die Sichtweite auf gefühlte 10cm reduziert wird. Dieses Gebläse macht natürlich auch Schneeräumen zur Sisyphusarbeit. Arme Räumdienstmitarbeiter…

Zu Hause allerdings wartet eine tolle Überraschung. Eines unserer sowieso nicht dichten Fenster hat sich ein bisschen aus der Verankerung gelöst. Natürlich genau die Seite, auf die der Sturm gerade knallt. Mein Blut fängt etwas an zu brodeln. Meine Fresse, ist es eigentlich sooo schwierig vernünftige Fenster zu bauen??? Diese Schiebeteile sind so was von dermaßen Schrott, die sind überhaupt nicht dicht zu kriegen, rein technisch gesehen schon ein Ding der Unmöglichkeit. Arrrgggghhh....in welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? Noch nix von Continous Improvement und so gehört?! Glücklicherweise kommt in dem Augenblick Handyman Bruno heim. Und er war im Baumarkt! Gestern wollte er noch eines unserer drei (wie könnte es auch anders sein: undichten!) Klos reparieren, jedoch fehlte die passende Zange. Jupp, und er hat ans Dichtungsmaterial gedacht! In zwei unserer am undichtesten Fenster haben wir jetzt so Gummischaumstoff gestopft. Jetzt kommt wenigstens kein Schnee mehr rein, vorerst zumindest. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass wir, um die Zugluft etwas zu verringern, unsere Steckdosen mit Ducktape abgebebbt  haben? Naja, irgendwann wird es auch wieder Frühling...

Mittwoch: Die Nacht ist vorüber, der Sturm hat sich gelegt. Mal kucken, wie es draußen so aussieht. Naja, ok, es hat geschneit. before_120Vor unserer after_120Garage liegt knapp ein halber Meter aufgewehter Schnee. Ich habe sowieso Home Office heute (und bin auch grad froh drum) und Bruno entschließt sich auch erst mal dazu, hier seinen PC anzuwerfen. In den Nachrichten wird vom drittschwersten Blizzard in der Geschichte Chicagos berichtet. Insgesamt sind wohl so zwischen 18 und 20 Inch Schnee gefallen. In O’Hare wurden allein gestern mehr als 1300 Flüge gestrichen, heute sind alle Schulen zu, das erste Mal seit mehr als 10 Jahren. Viele Straßen sind noch gesperrt und in manchen Countys um uns herum herrscht Fahrverbot. Respekt.

Alles in allem: es ist ganz nett was runtergekommen. Was mich jedoch am meisten beunruhigt hat war die stürmische Nacht, da ich mir nicht immer ganz sicher war, ob die Hütte wirklich standhält. Es war bestimmt nicht ganz ohne, doch ein bisschen weniger Panikgetue täte manchmal ganz gut. Hoffentlich kommen die in Australien auch so „glimpflich“ wie wir davon…